Die Woche des Buches am Alten Teichweg stand in diesem Jahr unter dem Motto des französischen Philosophen und Schriftstellers Voltaire: „Lesen stärkt die Seele“. Dafür kamen 12 Autor:innen und Illustrator:innen an unsere Schule. Und im Jubiläumsjahr (5 Jahre!) gab es neben dem etablierten Vorlesewettbewerb für die Vorschule bis zum vierten Jahrgang und dem Lesungstag in den Klassen zusätzlich ein Bilderbuchkino im Lesehaus Dulsberg sowie den Besuch von vier Künstler:innen, die erstmals am ATw lasen, bastelten und zeichneten: Mireille Davids, Nils Mohl, Yannick-Maria Reimers und Birk Grüling. Die Buchtitel des Gesamt-programms – wieder einmal liebevoll zusammengestellt von Susanne Ellerbrock und Anna-Viktoria Wolf – waren vielversprechend: Von „Am Arsch der Welt und andere spannende Orte“ bis zur Lesung mit Masken-Bastel-Einheit aus „Wenn Waldo Waschbär wütend wird“.

Kurzweiliger Vorlesewettbewerb

Im Spielezentrum war es am ersten Tag der LESINALE mucksmäuschenstill, als Schüler:innen der Vor- und Grundschule im Vorlesewettbewerb mit 150-Wörter-Texten vor die vierköpfige Jury traten. Darunter auch sechs Schüler:innen des Jahrgangs 3, denen die kritischen Juroren – eine Ehrenamtliche, die LESINALE-Organisatorinnen Ella und Viktoria sowie Eckart Kunze, Didaktischer Leiter am ATw – Respekt für ihre Beiträge zollten. Zunächst lasen sie Passagen aus einem Buch ihrer Wahl, darunter natürlich die Klassiker „Das Sams“, „Die drei ???“ und eine „Conny“-Geschichte. Dann griff die verschärfte Regel für die Drittklässler- :innen. Eine Seite aus „Der kleine Drache Kokosnuss“ musste schon nach nur kurzer Vorbereitungszeit der Jury präsentiert werden.

Bilderbuchkino im LESEhaus Dulsberg
Was in der alternativen Stadtteilbibliothek neben dem ATw schon seit längerem ein erprobtes Format ist, fand in diesem Jahr auch erstmals Eingang in die LESINALE: das Bilderbuchkino. An Tag 2 der Woche des Buches las Birgit Reißner-Weseloh (72), eine Ehrenamtliche des LESEhauses, zu filigranen Buchillustra-tionen auf einer Leinwand, vor Schüler:innen von drei zweiten Klassen aus Paul Friesters „Heule Eule“ und aus Annette Herzogs „Das nächste Mal, wenn Du verreist“. Besonders die Geschichte um den Babyelefanten Tibula To, dessen Mama für zehn Tage nicht zuhause sein kann, hatte es den jungen Leseratten aus der 2a angetan. Erlebten sie doch einen Lernprozess zwischen Trauer („Millionen Tröstungen Verlust“) bis zu einem Dickhäuter, der die Zeit der Abwesenheit eines Elternteils nutzt, um endlich – unterstützt von den Elefantentanten – schwimmen zu lernen. Schon vergeht die Zeit wie im Fluge und Tibula To kann seiner Mama, „stolz bis hinter die Elefantenohren“, bei ihrer Rückkehr davon berichten.

Während eine Teilgruppe der 16 Zweitklässler:innen im Nebenraum Bilder aus dem Elefantenbuch noch colorierte, berichteten Navin, Jonny und Chris bereits von ihren Erlebnissen, wie es etwa war, wenn die Mama mal 15 Tage nach Ghana reiste. Das sei langweilig und traurig gewesen, auch wenn man sich mit TV oder Tablet ablenken konnte. Insofern sei die Geschichte vom Elefanten schon „cool“ gewesen. Kurzum: das erstmalige Bilderbuchkino im Rahmen der LESINALE kam gut an.

Lesungstag: Ein Festival der Fantasie

Höhepunkt der diesjährigen LESINALE waren an Tag 3 die Lesungen und kreativen sowie interaktiven Workshops von 12 Autor:innen, Illustrator:innen und einer Märchenerzählerin. Alle wurden im Grundschul-Innenhof mit liebevoll gestalteten Plakaten von Schüler:innen freudig begrüßt und in die Klassen geleitet. Dort erwarteten die Künstler:innen noch weitere Überraschungen, kleine Geschenke und thematisch vorbereitete Räume. Mireille Davids etwa brachte den wissbegierig fragenden Vorschüler:innen den Beruf der Illustratorin – von ersten Skizzen bis zum elektronischen Zeichenboard am PC – nahe und baute nach der Lesung aus dem Buch „Carl Ender zählt bis 31“ von Wiebke Eden noch eine Kalender-Bastelstunde ein, mit Wochentagen, Zahlen und dem aktuellen Monat. Am Ende, umringt von Kids auf dem Klassenteppich, gab es beim Fragenhagel verblüffende und fast philosophische Antworten: „Ich erkenne, dass ein Jahr vorüber ist, daran, dass ich älter werde“ oder „Die Zahlen hören nie auf“.

Autor:innencafé mit spannenden Einblicken

Mittags im Autor:innencafé im Kulturhof begrüßten Grundschul-Leiterin Sabine Wesemüller und ATw-Chef Björn Lengwenus die kreativen Gäste, wobei Björn die Bedeutung der Woche des Buches auch für unsere bedrohte Demokratie hervorhob: „Lesen ist ein Anker, weil es uns befähigt, Dinge kritisch selbst zu hinterfragen. Eine wesentliche Kompetenz im Umgang mit all jenen Dingen, die uns gerade bedrohen.“ Kurzweilige Autor:innenberichte bei Kaffee und Kuchen schlossen sich an, von „tierischen Außenseitern“ (Nils Mohn) über eine Kiste mit müden Märchen (Iris Casper) bis zu einem Cover-Workshop zu Kirsten Boies „Bärenmärchen“ (Katrin Engelking). Von „Kartoffeln und dem Sinn des Lebens“ (Birte Müller) über Drachen, die gegen Katzen allergisch sind (Yannick-Maria Reimers), bis zu Aliens und echten Freundschaften (Nicole Röndigs). Und die WAS IST WAS-Sachbuchautorin Inga Marie Ramcke vertrieb einigen Schülern sogar ihre Arachnophobie mit Informationen zu „Spinnen – Akrobaten auf acht Beinen“. Der Lesungstag der LESINALE war wieder einmal ein Festival der Phantasie.

Siegerehrung und Büchertisch am Gründonnerstag

Zum Abschluss der Woche des Buches am Alten Teichweg wurde den Vorschüler:innen bei der Siegerehrung in der Aula vor großem Publikum der verdiente Lohn für den Vorlesewettbewerb des ersten Tages der LESINALE zuteil. Dabei gab es nur Sieger: jedes Lesekind erhielt eine Urkunde und ein Buchge-schenk. Verdienter Lohn für den Mut der Tüchtigen! Und im zweiten Jahr war der Büchertisch der Buchhandlung „Ida von Behr“ aus Volksdorf im Kulturhof dicht umringt. Nicht nur die am Lesungstag vorgestellten Werke erfreuten sich großer Beliebtheit.

Eine Sondersendung zur LESINALE ist für den 24. April 2025 um 16.30 Uhr für unser Schulradio LOCKDOWN LIVE fest eingeplant. Mit Impressionen vom Vorlese- und Bilderbuchkinotag, mit Interviews beteiligter Schüler:innen und Autor:innen.