Seit dem Schuljahr 2018/2019 besteht unser einzigartiger Austausch mit dem Conservatorio Amadeo Roldán, der Eliteschule für Musik in Havanna, Kuba. Nach einer Corona-bedingten Pause sind nun wieder 18 Schüler und Schülerinnen vom Dulsberg auf die Insel geflogen, die die nördliche Grenze des karibischen Meers bildet, um dort zwei Wochen lang Land und Leute kennen zu lernen.

Im vergangenen Jahr waren 18 Schüler*innen aus Havanna auf dem Dulsberg. Das kubanische Nachwuchs-Jazz-Orchester gewann schon viele internationale Preise und zeigte uns ihr Können im Rahmen mehrerer Konzerte in Hamburg. Beim Fußballspielen, spontanen Tanzeinlagen im Stadtpark, bei einer Kanufahrt auf der Alster sowie weiteren Aktivitäten konnten bereits vielversprechende Freundschaften geknüpft werden.

Es ist der zweite Austausch, vom dem wir hoffen, dass noch viele weitere folgen werden.

Hier ist ein kleines Reise-Tagebuch unserer Reisegruppe

Vor der Abreise

Dieses Jahr wurden die Vorbereitungen zur Nervenprobe. Abgelehnte Anträge an das Programm Bildung und Teilhabe, eine Finanzierungslücke von 12 000 Euro, abgelehnte Visa und kurzfristiger Versand wichtiger Dokumente, waren nur einige der Hindernisse. Aber das Orga-Team hat alledem getrotzt und als am Freitag sowohl die Dokumente ankamen und dazu noch die wunderbare Claussen-Simon-Stiftung eine Notfall-Finanzierung zusagte, war klar: Ab nach Kuba! Und dann ging es los, mit Bahnzubringer nach Frankfurt und von dort im Direktflug nach Havanna.

Tag 1

Es ist endlich so weit, wir sind in Kuba gelandet! Doch ruhig verlief die Hinreise auf keinen Fall, denn am frühen Morgen gab es pünktlich mit unserer Ankunft in Frankfurt einen Feueralarm am Flughafen, sodass wir, bevor die Sonne kam, nochmal wartend das Wetter in Deutschland erleben durften. Mit (leider nur) Touristenkarten im Gepäck (leider fehlten unsere Kulturvisa aufgrund von fehlenden Stempeln) kamen wir nach mehr als 26 Stunden an!

Nach einer sehr kurzen Nacht wurden wir herzlich zuerst im Institut für Völkerverständigung ICAP sowie in unserer Partnerschule Amadeo Roldán (https://havanamusicschool.com/amadeo-roldan-conservatory/) empfangen. Dort konnten wir der teilweise neu zusammenstellen Jazz Band beim Spielen zuhören, daraufhin haben wir, mit der Sonne im Nacken, einen Teil von La Habana Vieja (Alt-Havanna) erkundet. Das alles war sehr aufregend und auch viel, sodass wir am Abend nach dem Treffen mit den Kubaner:innen ins Bett fielen…

(Birender, 12b)

Tag 2

Am zweiten Tag haben wir das Frühstück in unserer netten Unterkunft genossen und uns dann auf den Weg Richtung Schule gemacht, wo wir in verschiedenen Unterrichtsfächern hospitieren durften und unsere kubanischen Freunde uns das Trommeln beibrachten. Nach einer Mittagspause ging es wieder in die Schule für einen temperamentvollen Tanzworkshop. Wir konnten traditionelle Tänze lernen und den kubanischen Schüler:innen Tänze, die wir kennen, präsentieren. Bei der aktuellen Versorgungslage ist es oft umständlich sauberes Trinkwasser oder andere Getränke zu kaufen, sodass uns das auf dem Heimweg wieder etwas Zeit und Geduld kostete. Den Abend haben wir entspannt beim Uno spielen zusammen mit einigen aus der Jazz Band ausklingen lassen.

(Birender, 12b)

Tag 3

Nach dem Frühstück haben wir zuerst ein sozial-ökologisches Projekt in der Altstadt von Havanna besucht, die Aula Ecològica. Hier werden zum Beispiel Kinderspielzeuge und Fahrräder aus Holz hergestellt oder im Rahmen von Urban Gardening in einer alten Häuserruine verschiedene Heilpflanzen und Kaffee angebaut und Bienen gezüchtet.

Weiter ging es raus aus Havanna nach Alamar, einem organischen Garten (Organopónico), wo uns erklärt wurde, wie der landwirtschaftliche Anbau ohne Chemie funktioniert.

Beim Mittagessen haben alle Energie getankt. Unser drittes Ziel des Tages war der Strand von Bacuranao, wo wir, bevor es in das schöne blaue Meer ging, zusammen mit dem CITMA (Ministerium für Wissenschaft, Technologie und Umwelt) sowie einige aus der Dorfgemeinschaft in kleinen Gruppen am Strand Müll gesammelt haben. Anschließend hatten wir beim Tauziehen, Volleyball und Chillen viel Spaß am Strand.

Am Abend hatten wir die Möglichkeit die Gegend in Gruppe auf eigene Faust zu erforschen und uns einen Ort zum Essen zu suchen.

(Morsal und Michael, 12b)

Tag 4

An unserem 4. Tag und unserem vorläufig letzten Tag in Havanna haben wir nochmal die Geschichte des Landes kennengelernt.

Morgens ging es direkt los ins Centro Fidel Castro Ruz, dieses war sehr modern gebaut und zudem hatte es sehr viele Informationen über Fidel, welcher als Held in der älteren Generation von Kuba gilt. Danach gab es etwas zu entdecken, wofür Kuba sehr bekannt ist: eine Zigarrenfabrik. Dort konnten wir etwas mehr erfahren und uns die Herstellung per Hand der Zigarren ansehen. Ein kurzer Besuch in einem zertifizierten Zigarren-Laden war auch drin.

Die Mittagssonne war dann irgendwann überstanden und am Abend ging es für uns Tacos, Pizza und Burger essen, da der Magen gefüllt sein sollte für das geplante abendliche Tanzen. Gemeinsam tanzend und feiernd endete der Tag und startete der neue – und damit auch der 18.

Geburtstag von Lea! Vom DJ und allen Bar-Gästen gab es um zwölf einen passenden Song auf Spanisch dazu, der Leas besonderen Tag einleitete.

(Birender, 12b)

Rundreise Tag 1

Es beginnt unsere Rundreise. Alle Koffer gepackt, verabschiedeten wir uns von unserer netten Wirtin in Havanna. Unser erstes Ziel war die Schweinebucht. In Giron angekommen, haben uns Musiker:innen des Jugendprojekts Korimakao ihre Talente präsentiert, wir haben dann als Gruppe mit der Band spontan ein Geburtstagslied für Lea gesungen. Danach hatten wir die Ehre talentierte Tänzer:innen live zu sehen. Beim Mittagessen hatten wir eine wunderschöne Aussicht mit frisch geschlagenen Kokusnüssen. Unsere Unterkunft war schön am Strand gelegen, schade dass wir weiterziehen mussten!

(Morsal, 12b)

Rundreise Tag 2

Heute haben wir unsere Rundreise durch Kuba fortgesetzt. Unser erstes Ziel des Tages war das Museum in Playa Girón, dort bekamen wir einen Rundgang durch die Geschichte des Ortes. 1961 fand hier eine Invasion der USA zum Sturz der Revolution statt, welche von der kubanischen Bevölkerung unter Führung von Fidel Castro innerhalb von 45 Stunden zurückgeschlagen wurde. Unser zweites Ziel war die kleine UNESCO-Stadt Trinidad. Hier haben wir unser Mittagessen genossen und einen Rundgang von einem ICAP Mitarbeite durch die Stadt bekommen. Am Abend haben wir uns noch im Pool etwas abgekühlt, um uns für unser letztes Ziel des Tages, die Höhlendisko Ayala, vorzubereiten, in der wir noch aus Frau Stecherts Geburtstag herausfeierten. So kann es weitergehen!

(Michael, 12b)

Rundreise Tag 3

Die zweite Woche unserer Kuba-Reise begann mit einem echten Erlebnis. Da wir auf unserer Rundreise noch zu weit weg waren von unberührter Natur, machten wir uns mit unserem Reisebus Richtung National Park Topes de Collantes auf. Danach durften wir nochmal in einem großen lauten Truck (“Limusina Rusa”) die Berge hochfahren. Dort begann unsere kleine Wandertour, auf der wir viel von der Natur, wie zum Beispiel den Kolibris, dem Anbau von Kaffeepflanzen, Ananas und Kohl und einen Wasserfall und einfach die Schönheit unserer Erde bewundern durften. Eine Badepause in einer Lagune mit Schwingen an Lianen –  so wie Tarzan es macht -, war ein weiteres Highlight. Nach dem anstrengend schönen Tag ging es für ein paar Schüler:innen noch einmal in den Ort Trinidad durch die Gassen und ein paar Läden. Der abendliche Rundgang wurde mit einem leckeren Crêpes beendet.

(Birender, 12b)

Rundreise Tag 4

Am vierten Tag unserer Rundreise ging es vom Süden aus quer durch das Land an die Nordküste, an den Strand von Jibacoa. Unterwegs haben wir einen Stopp in Santa Clara im Zentrum des Landes gemacht, um die Grabstätte und das Museum von „Che“ (Ernesto Ché Guevara), einem der Mitrevolutionäre von Fidel Castro zu besuchen.

Danach haben wir im Hotel „Horizontes Los Caneyes“ gegessen, welches im indigenen Stil gebaut ist. An der Küste angekommen, suchten wir verzweifelt den Pass von Birender. Gesucht und gefunden im (gleich aussehenden) Rucksack von Selim, ging es zum Abendbrot und danach auch schnell und müde von der langen Busfahrt ins Bett. Wir freuen uns auf die Tage am Meer!

(Morsal, 12b)

Rundreise Tag 5

Der letzte Stop unserer Rundreise war Villa

Tropico, ein Hotel am Strand von Jibacoa, etwa eine Stunde von La Habana entfernt. Am ersten Tag haben wir uns erholt und die Sonne genossen, dies hätte noch ewig gehen können! Nach dem Abedessen spielten wir als große Gruppe Werwolf, was viel Spaß machte. Den Abend beendeten wir mit dem Blick auf den Strand. Am nächsten Tag ging es früh los mit einer Aktivität, welche ein spannendes Erlebnis war. Es ging mit einem Katamaran schnorcheln. An einem riesigen Korallenriff gab es im klaren Wasser viel zu entdecken, während um uns herum die verschiedensten bunten Fische schwammen. Später wurde die Sonne genossen und am Abend aßen wir im Strand-Restaurant des Hotels. Da der Fisch unerwarteterweise mit Schinken gefüllt wurde (canciller de pescado – Kanzler vom Fisch) mussten dann doch einige Schüler:innen aus religiösen Gründen improvisieren. Den Abend ließen wir erneut in gemeinsamer Spielrunde und mit Musik ausklingen.

(Birender, 12b)

Rundreise Tag 6

Heute startete unser letzter Tag an der Küste, schnell nach dem Frühstück ging es an den Strand, um die letzten Sonnenstrahlen zu genießen, einige waren noch ein weiteres Mal schnorcheln oder Tretboot fahren. Außerdem mussten wir leider Abschied von Dr. Ruuudi nehmen. (Siehe Foto)

Nach dem Check-out ging es zum Mittag und dann wieder zurück nach Havanna, mit einem plötzlichen Stopp während der Fahrt, weil Jamie bemerkte, dass seine Hose im Hotel vergessen wurde, er sich dann aber entschied, der Hose ein neues Zuhause zu schenken, ging unsere Fahrt weiter.

Am späten Nachmittag waren wir wieder endlich in Havanna in unserer ersten Unterkunft, wo wir erst einmal die Ruhe nutzten, um dann am Abend mit einigen aus der Jazzband den Abend mit einem schönem Essen und guter Stimmung genossen.

(Lea & Luisa, 11a)

Zurück in Havanna

Zurück in Havanna haben wir am Samstag zusammen mit der Jazzband das berühmte Kapitol (Capitolio) in Havanna besichtigt und wurden gleich am Anfang von der allegorischen Frauenstatue, die 17 Meter hoch, 49 Tonnen schwer ist und „Republica“ heißt, begrüßt.

Im Boden der Eingangshalle ist ein in Gold gefasster 24‐karätiger Diamant zu sehen, der „Stern von Cuba“. Die Decken und die Kronleuchter sind der Hammer!

Dann ging es mit der kleinen Stadtfähre (Lanchita) für umgerechnet 0,0025 Cent zur Büchermesse in der Festung von San Carlos de la Cabaña, wo wir uns zuerst auf der Wiese etwas ausgeruht und ein kubanisches Picknick, von der Jazzband organisiert, genossen haben. Dann verteilten wir uns in deutsch-kubanisch gemischten Gruppen und haben die Läden und Stände abgeklappert. Die Preise für Bücher kubanischer Verlage waren im Vergleich zu Deutschland sehr niedrig. Auf dem Rückweg machten wir bei Sonnenuntergang und mit Blick auf ganz Havanna einen Halt bei der Jesus-Statur (El Cristo).

Nach dem Abendessen waren wir etwas verloren, da es sich als sehr schwer herausstellte, ein Taxi zu bestellen. Hier zeigte sich, dass eine Taxifahrt auch für die Kubaner:innen unüblich und ein großer Luxus ist.

(Morsal, 12b)

Nun ist es soweit, der letzte Tag in Kuba bricht an und wir sind alle schon so unglaublich traurig… Der ruhige Morgen begann mit dem Frühstück in unserer netten Unterkunft. Danach verabredeten wir uns mit den Kubaner:innen. In Gruppen erkundeten wir dann das letzte Mal Havanna. Wir aßen Mittag, um uns für unsere Shopping Tour in La Habana Vieja zu stärken. Außerdem haben wir es endlich geschafft, mit schönen alten Oldtimern zu fahren und kauften Geschenke für Freunde und Familie. Nach ein paar Stunden in Old Havanna mit den Kubaner:innen ging es nach Hause und direkt danach zu unserem Abendessen im Burgerladen „5to y A“. Der Tag ging leider viel zu schnell zu Ende und morgen gehts schon zurück nach Hamburg. Wie traurig! Am Abend spielten wir noch etwas Schönes und haben uns bei Kerzenschein gegenseitig eine „warme Dusche“ gegeben. Es gab sehr schöne Worte, Komplimente und Momente. So genossen wir unsere letzte Nacht in Kuba.

(Mohamad 11a, Birender 12b & Michael 12b)

Zurück in Hamburg, zurück zu Hause!

Alle 21- heile und gesund, die Koffer und Reisepässe sind auch alle da. Auch wenn einige von uns sich beim Abschiedsfest im Amadeo Roldán sicherlich lieber unter die Kubaner:innen gemischt hätten, um ihren Aufenthalt noch ein wenig zu verlängern, freuen wir uns aber auch wieder auf unsere Familien und unseren Alltag. Manchmal muss man erstmal ganz weit weg sein, um das, was man hat, wertzuschätzen.

Wir hatten zwei unglaubliche, intensive Wochen auf Kuba, voller Sonne, Kultur und Geschichte. Oft waren wir auf der Suche nach veganem Essen, (günstigem) Trinkwasser, Internetzugang und ein wenig Klopapier. Dabei wurden wir so oft es ging von unseren kubanischen Freund:innen begleitet. Wir möchten dem Conservatorio Amadeo Roldán und besonders der Koordinatorin Arliane Almarales Rodriguez für ihre Herzlichkeit, Offenheit und Freundschaft danken.

Die Vorbereitung war für uns und die hamburger Schüler:innen aus Jahrgang 11, 12 und 13 ein langer, steiniger Weg, der ohne unseren Kooperationspartner, dem gemeinnützigen Verein Aubiko e.V. und die breite Unterstützung des Schulleitungsteams vom ATw so nicht zu bewältigen gewesen wäre: Unter anderem, als eine Woche vor der Reise plötzlich sämtliche – sonst immer gewährte – Zuschussanträge durch die Jobcenter abgelehnt wurden, stand die Reise für einige Jugendliche auf der Kippe. Durch einen spontanen Zusammenschluss verschiedenster hamburger Stiftungen wurde die Finanzierung kurzfristig gerettet. Wir sind dafür unglaublich dankbar. Und so dankbar wir auch sind, so kampfesbereit sind wir auch im Nachklapp gegen diese soziale Ungerechtigkeit. Unser Verständnis von Teilhabe ist die Ermöglichung von Teilhabe für ALLE. Es geht dabei auch um die Zukunft solcher Reisen am Alten Teichweg und Schulen in ähnlicher sozialer Lage.

Auch ohne die finanzielle Unterstützung durch Hannelore Lay und die Stiftung Kinderjahre, die BSB sowie das Hamburger Abendblatt wäre die interkulturelle Austauschbegegnung 2022-2023 nicht möglich gewesen. Danke dafür! Und danke auch an alle ATwler:innen für eure vielfältigen Spenden, die ohne Zweifel die richtigen Empfänger:innen erreicht haben.

Ein besonderes “Gracias” geht an Margit Streblow und Julia Birnbaum-Crowson von Aubiko e.V., an Astrid Carlin und dem Schulverein für die wunderbaren T-Shirts, an die Kolleginnen im Schulbüro sowie an Björn, Christian, Hanno und Ecki vom ATw für eure ausdauernde Geduld, euer Engagement und eure Rückendeckung.

Schließen möchten wir diese Reise mit einem Zitat von Jamie, 12 d: “Ich glaube, wir alle werden uns ein Leben lang an unsere Zeit auf Kuba erinnern. Wir haben uns alle verändert und sind als Gruppe zusammengewachsen. Und ich glaube, dass ich für die ganze Gruppe spreche, wenn ich sage, dass wir diese Reise in genau dieser Konstellation jederzeit gerne wiederholen würden.”

Anna Stechert, Marlene Eißfeldt, Teresa Formica und die Kuba-AG vom Alten Teichweg

Tag 1

Tag 2

Tag 3

Tag 4

Tag 5

Tag 6

Abschluss