Schwimmerin Hannah Küchler (19) wird die Zweite der Grund- und Stadtteilschule Alter Teichweg sein, die an Olympischen Spielen teilnimmt. Bei den Spielen in Tokio (23.7. bis 8.8.) wird Lagenschwimmer Jacob Heidtmann als früherer Abiturient des Dulsberger Eliteschulzweigs (Jahrgang 2014) nach Rio de Janeiro zum zweiten Mal ins olympische Becken springen. Im Unterschied zu Jacob Heidtmann reist Hannah noch als aktive Schülerin zu den Spielen. Im nächsten Jahr macht sie mit dem zweiten Jahrgang Abitur, der die Anforderungen der Oberstufe auf drei Jahre strecken darf. Wir sprachen vor ihrer Abreise mit Hannah, die für den AMTV-FTV startet.

ATw-Homepage: Erst einmal, herzlichen Glückwunsch zur Qualifikation.

Hannah Küchler: Vielen Dank, ich freu mich sehr.

Wann geht es los?

Am 11. Juli geht es nach Japan, zunächst nach Kumamoto und dann später nach Tokio. Wir haben dann ausreichend Zeit, uns an die Zeitumstellung zu gewöhnen (Tokio liegt sieben Stunden vor der Hamburger Zeit, Atw-Homepage).

Also lebst Du nicht jetzt schon nach dem Tokio-Rhythmus, wie es zum Beispiele Jacob Heidtmann vor fünf Jahren vor Rio wochenlang in Hamburg gemacht hat.

Nein, das war nicht nötig. Außerdem musste ich ja noch zur Schule.

Du wird schon einen Tag nach der Eröffnungs-Zeremonie in der 4x100m-Freistilstaffel den Vorlauf bestreiten. Was ist für euch am Ende möglich?

Nach dem aktuellen Ranking wird unsere Staffel an Nummer Acht geführt. Aber der Abstand zu einigen, die davor liegen, ist nur gering. Das Erreichen des Finales sollte machbar sein. Und dann müssen wir gucken.

Kann man sagen, dass du in gewisser Hinsicht von der Corona-bedingten Verschiebung der Tokio-Spiele um ein Jahr profitiert hast? Im vergangenen Jahr hast Du nicht zur Steffel gehört

Nein, das denke ich nicht. Ich habe durchaus das Selbstvertrauen, dass ich auch im vergangenen Jahr noch in die Staffel hätte rücken können. Das habe ich mir zugetraut. Aber als klar war, dass Olympia verschoben wird, bin ich auch in ein Leistungsloch gefallen.

Wie bist Du da wieder rausgekommen?

Ich hatte Hilfe einer Psychologin. Sie hat mir geholfen, den Blick auf die Situation wieder zu verändern. Das hat mich stärker gemacht. Außerdem haben wir uns in der Trainingsgruppe hier am OSP gegenseitig unterstützt. Der sportliche Wettkampf untereinander ist das eine, das menschliche das andere und das stimmte hier. Der Leistungssport hilft ja auch bei der Persönlichkeitsentwicklung.

Du bist jetzt seit vier Jahren am ATw, warst vorher an der Eliteschule des Sports in Potsdam. Warum der Wechsel?

Zum einen sind die Trainingsbedingungen hier in Hamburg optimal. Ich brauchte aber auch einfach einen Kulturwechsel. Es war die richtige Entscheidung.

Deine Eltern sind in Potsdam geblieben?

Ja, und ich fahre auch immer wieder hin und freue mich dann darüber, auch meine ältere Halbschwester Alina zu sehen. Aber zuhause bin ich jetzt hier, auch weil ich jetzt nach drei Jahren Internat seit einiger Zeit meine erste Wohnung in Barmbek habe, die ich mir mit einer Mitbewohnerin teile.

Was schätzt Du am Alten Teichweg?

Dass die Schule so unterschiedlich ist, gefällt mir gut. Das Zusammenleben so vieler Schülerinnen und Schüler mit so verschiedenem kulturellem Hintergrund ist spannend. Auch wenn wir Sportler auch manchmal etwas isoliert sind aufgrund der notwendigen Schulorganisation.

Und was stört Dich?

Ich würde mir wünschen, dass mehr Nichtsportler auf uns zukommen, es noch mehr Kontakte gibt. Wir sind doch nichts Besseres. Mich kann jeder und jede ansprechen. Über so etwas freue ich mich immer. Ich glaube, ich bin ein sehr offener Mensch.

Sport ist bekanntlich nicht alles. Wie soll es bei Dir nach dem Abitur weitergehen? Hast Du schon berufliche Vorstellungen?

Ja, aber ganz konkret ist das noch nicht. Doch ich weiß, dass ich gerne etwas mit Immobilien machen will. Ich mochte schon immer Häuser, hatte kurz überlegt, ob nicht Architektur etwas für mich ist. Aber die Mathe, die da verlangt wird, liegt mir nicht. Wichtig ist mir aber auch, dass ich etwas selbstständig machen kann. Das brauche ich.

Wenn Dir also jetzt jemand aus der Branche im nächsten Jahr nach dem Abi einen Praktikumsplatz oder eine Ausbildung anbieten würde…

…würde ich mich darüber sehr freuen und es wohl gerne machen.

Hannah, wir drücken Dir für Tokio die Daumen und werden am Fernsehschirm mitfiebern.

Das ist lieb, danke.

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Hannah auf dem Weg zu Olympia! Foto: ATw (frei bei Nennung der Quelle)